Wochenbett und Stillen

Wochenbett und Stillen
Wochenbett und Stillen
 
Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter zurück, sodass sie innerhalb von Tagen bzw. Wochen wieder ihre normale Größe erreicht. Die Rückbildung, die durch die Hebamme überprüft wird, wird durch die Nachwehen sowie das Stillen des Kindes gefördert, denn dabei kommt es ebenfalls zu Kontraktionen der Gebärmutter. Unter Umständen muss sie medikamentös unterstützt werden. Der Wochenfluss (Lochien) wird dadurch ausgelöst, dass die abgelöste Plazenta in der Gebärmutterwand eine große Wunde hinterlassen hat, die allmählich abheilt. Es kommt zur Absonderung von Blut und Wundsekret. Vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt wird eine große Menge Wochenfluss abgesondert, dieser versiegt jedoch nach und nach und hört nach spätestens sechs Wochen ganz auf.
 
 
Nach der Geburt beginnt der weibliche Körper mit der Milchbildung. Zuständig für die Milchproduktion der weiblichen Brust ist das Hypophysenhormon Prolaktin. Dieses Hormon schüttet der Hypophysenvorderlappen zwar bereits während der Schwangerschaft aus, allerdings wird es durch den hohen Östrogenspiegel, der u. a. durch die Hormon produzierende Plazenta aufrechterhalten wird, gehemmt. Nach der Ablösung der Plazenta sinkt der Östrogenspiegel rasch, das Prolaktin kann seine Wirkung nun voll entfalten. Stimuliert wird der Milcheinschuss in die Brüste, der nach ca. zwei bis vier Tagen nach der Geburt eintritt, durch das Saugen des Kindes an Brustwarze und Warzenhof. Außerdem regt das Saugen des Kindes die Prolaktinproduktion zusätzlich an, sodass bei häufigem Anlegen des Kindes die Milchproduktion gesteigert wird. Wird das Kind weniger oft angelegt (z. B. beim Abstillen), geht auch die Prolaktin- und damit die Milchproduktion zurück. Das Hypophysenhormon Oxytocin sorgt dafür, dass die Milch aus den Brustdrüsen entleert werden kann (Milchejektion). Das Hormon bedingt, dass sich die Ausführungsgänge der Brustdrüse zusammenziehen. Die Oxytocinausschüttung wird ebenfalls durch das Saugen an der Brustwarze angeregt. Gestillt werden sollte ein Kind nach Bedarf und nicht nach einem starren Rhythmus. So kann die Mutter sicher sein, dass das Kind genug Milch bekommt.
 
Beim Stillen sollte die Mutter dafür sorgen, dass das Kind nicht nur an der Brustwarzenspitze saugt, die sonst rasch wund wird, sondern neben der Spitze einen Teil des Warzenhofs mit dem Mund umfasst. Es kann sinnvoll sein, verschiedene Stillpositionen auszuprobieren, um die für Mutter und Kind bequemste zu finden. Nachts bietet sich z. B. das Stillen in der Seitenlage an, damit die Mutter nicht aufstehen muss. Zum Schutz der Brustwarzen (vor allem bei wunden Brustwarzen) können Stillhütchen auf die Brustwarzen aufgesetzt werden. Stillende Mütter können mithilfe einer Milchpumpe Milch aus den Brüsten abpumpen. Auf diese Weise können bei Abwesenheit der Mutter andere Personen das Kind füttern und es muss nicht abgestillt werden. Die Vorteile des Stillens liegen für das Kind darin, dass es mit der Muttermilch Antikörper gegen Krankheiten aufnimmt und weniger anfällig für Infektionen ist. Zudem ist die Muttermilch die physiologisch beste Nahrung für Säuglinge.
 
Die meisten Frauen können stillen, wenn sie möchten. Nur bei ca. 1 % der Mütter liegen absolute Stillhindernisse vor. Dazu gehören schwere Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Aids, Allgemeinerkrankungen (z. B. Nierenschäden) der Mutter und die Einnahme von Medikamenten, die dem Kind schaden könnten. Auch wenn das Kind unter einer Eiweißunverträglichkeit leidet, ist Stillen nicht möglich.
 
 Komplikationen im Wochenbett
 
Zu den häufigsten Wochenbettkomplikationen gehört die Brustdrüsenentzündung (Mastitis), die durch Bakterien hervorgerufen wird, die durch Einrisse in der Brustwarze in die Brustdrüse gelangt sind. Nicht zu verwechseln mit der Mastitis ist der Milchstau, bei dem die Brust prall und schmerzhaft ist. Ein Milchstau bildet sich in der Regel durch häufiges Anlegen des Kindes und geht nach dem Auflegen von Quarkumschlägen rasch zurück. Allerdings begünstigt ein Milchstau die Entstehung einer Mastitis. Eine Mastitis geht meist einher mit hohem Fieber und starken Schmerzen in der Brust. Nach bis zu drei Tagen kann es zur Bildung eines Abszesses in der Brust kommen, der zur Eiterableitung eröffnet werden muss. Vorher wird die Mastitis mithilfe von Antibiotika und Kühlung (Quarkumschläge) behandelt.
 
Nach der Geburt leiden ca. 50 % der Frauen unter einer vorübergehenden depressiven Verstimmung, dem Baby-Blues, fälschlich Wochenbettdepression genannt. Hervorgerufen wird der Baby-Blues u. a. durch die Hormonumstellung, da jedoch nicht alle Frauen davon betroffen sind, spielen vermutlich weitere Faktoren eine Rolle. Eine Behandlung ist nicht erforderlich. Nur wenige Frauen entwickeln eine postpartale Psychose mit schwerer Depression.
 
Siehe dazu auch: Säugling: Ernährung durch die Muttermilch und andere Möglichkeiten

Universal-Lexikon. 2012.

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